Bericht aus LW-Heute:
Angus weiter im Aufwind
Züchtertreffen fand in Rauschenberg statt
Ralf und Udo Merle haben in den letzten Jahren in Rauschenberg eine rumpfige Angusherde
aufgebaut.
Foto: Jost Grünhaupt
Die vorliegenden Ergebnisse zur Zuchtwertschätzung für Fleischleistung und Fruchtbarkeit zeigen auch dieses Jahr, dass die hessische Population bundesweit zur Spitze zählt und eine Vielzahl von in Hessen gezüchteten Bullen auch außerhalb des Gebiets hervorragende Resultate bei der
Nachkommenprüfung vorweisen kann. Das Aushängeschild für die Darstellung der Arbeit bleibt jedoch eindeutig der Fleischrindertag,
bei dem es auch im letzten Winter gelungen ist, neben einer züchterisch hochinteressanten Kollektion an Jungbullen, einen sehr gut beschickten Wettbewerb in den einzelnen Kategorien im Rahmen der Schau zu präsentieren. Nicht nur die überlegenen Herdenbullen, sondern auch die
Bereitschaft, interessante Genetik über die künstliche Besamung einzusetzen, hat dazu geführt, dass das Interesse an Angustieren aus Hessen enorm ist.
Mit dazu beigetragen hat auch sicherlich die Bereitschaft, erstklassige Verkaufstiere bei überregionalen Veranstaltungen wie dem Färsenchampionat „Best Of“ anzubieten, bei denen die Siegertiere in den letzten Jahren von hessischen Beschickern gestellt wurden. Sehr wichtig ist jedoch dabei die Bereitschaft der Mitglieder zur aktiven Weiterentwicklung der Rasse bei Beibehaltung wichtiger Vorzüge wie den hervorragenden Daten aus dem Fruchtbarkeitsbereich
und der Langlebigkeit. Aufgrund der wachsenden Bedeutung von Auslandsmärkten spielt der
internationale Vergleich von Daten aus der Zuchtwertschätzung eine zunehmende Rolle und die Interpretation dieser Begriffe ist für den richtigen Umgang von erheblicher Bedeutung.
In mehreren Ländern Mitteleuropas bis in den vorderasiatischen Bereich werden diese Daten und die weitere Entwicklung aus der Zuchtwertschätzung mittelfristig für die Vermarktung von Zuchtvieh von icht unerheblicher Bedeutung sein, so dass jeder aktive Züchter beraten ist, das
vorhandene Datenmaterial in seine Entscheidung einzubeziehen. Für die Gesamtentwicklung der Rasse ist es ein erheblicher Vorteil gewesen, dass inzwischen aus mehreren Mastbetrieben Daten vorliegen, die die Konkurrenzfähigkeit der Rasse Angus bei der Bullenmast sichtbar
dokumentieren, denn nicht für alle Betriebstypen ist die Direktvermarktung möglich.
Als vor 60 Jahren eine kleine Gruppe engagierter Landwirte die Gründung des Zuchtverbandes für die organisierte Anguszucht in Deutschland durchführte, hat sicher niemand damit gerechnet, dass sich die Rasse seit Jahren konstant im Spitzenbereich der organisierten Fleischrinderzucht in
Deutschland befindet. Der speziell in Hessen feststellbare positive Trend wird dazu beitragen, dass diese Position auch in Zukunft noch weiter gefestigt wird.
Mutterkuhhaltung für die effiziente Grünlandnutzung
Der Betrieb von Ralf und Udo Merle in Rauschenberg zählt zu den nicht wenigen, bei denen im Zuge der Generationsfolge die Milchviehhaltung aus arbeitswirtschaftlichen Gründen nicht mehr in den Gesamtbetrieb hineinpasste und nach Alternativen für die Grünlandnutzung gesucht wurde.
Da die beiden Brüder auf mehreren Betrieben die Eignung der Rasse Angus für ihre betrieblichen Gegebenheiten feststellen konnten, wurde nach Aufgabe der Milchviehhaltung mit dem Aufbau einer roten Angusherde begonnen. Parallel dazu wurde die Aufstellungsform an die
Notwendigkeiten der Mutterkuhhaltung angepasst. Zur züchterischen Weiterentwicklung der Herde wurden gezielt hervorragende Deckbullen beim Fleischrindertag in Alsfeld erworben, die die Basis für die geplante weitere Aufstockung der Herde darstellen. Auch wenn die Aufgabe der
Milchviehhaltung kein einfacher Schritt war, wie Ralf und Udo Merle darstellten, sind sie doch davon überzeugt, mit dem Wechsel zur Anguszucht den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, da jetzt die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Landwirtschaft wesentlich besser klappt und auch eine solide Basis für die Zukunft darstellt.
Grünhaupt, LLH Kassel – LW 27/2015